Jan Haller

Kraftvoll treibt Jan Haller seinen Sportrollstuhl über das Spielfeld. Hat er seine langen Arme eben noch in der Verteidigung eingesetzt, ist er nun schon wieder beinahe unter dem gegnerischen Korb angekommen. Es scheppert, als einer der Gegner versucht, sich ihm in den Weg zu stellen. Doch der 35-jährige Spieler von Hannover United/Team BEB mit der Rückennummer 10 ist flink und befreit sich geschickt aus der Blockade. Jan Hallers energische Verteidigung, sein Überblick und strategisches Talent halfen Hannover United dabei, sich in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga fest zu etablieren. 2023 gewann er mit seinem Verein sogar den EuroCup3, 2024 den EuroCup2. Zudem hat Jan Haller der Deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft als Kapitän auch zur diesjährigen Paralympics-Qualifikation verholfen. 2001 begann die sportliche Karriere des damals 13-Jährigen. Seit er Dirk Nowitzky zum ersten Mal live hat spielen sehen, gibt es für Jan Haller nur noch eins: Basketball – genauer gesagt, Rollstuhlbasketball. Denn wegen einer Fehlbildung der unteren Wirbelsäule nutzt er sowohl im Alltag als auch beim Sport einen Rollstuhl. „Ich habe mir damals einen Korb für zu Hause besorgt, um trainieren zu können“, erzählt er. Das gelang so gut, dass er zeitweise sogar mit einer Doppellizenz sowohl für den ASV Bonn als auch für den TV Donrath spielte – der gebürtige Gehrdener lebte einige Jahre mit seiner Mutter in Bonn. 2007 kam die Anfrage von der U22-Nationalmannschaft, 2011 wurde er Nationalspieler bei den Herren, 2017 folgte die Ernennung zum Kapitän. Jan Haller steckt viel Energie in jede Partie, ist auf dem Feld extrem präsent. Auf seiner Position als Guard ist er gewissermaßen der Spielmacher. „Mein Job ist es, im Training und auch im Spiel immer alles zu geben. Ich möchte der beste Spieler sein, der ich sein kann.“ Dieser Anspruch hat ihn auf internationaler Bühne bereits weit gebracht. Sowohl in London 2012 als auch in Tokio 2016 spielte er sich mit seinem Team auf den jeweils sechsten Platz. In Rio de Janeiro 2016 sprang ein achter Platz heraus. Wenn er nun in Paris zu seinen vierten Paralympics auf das Spielfeld rollt, wird das Ziel sicherlich ein höheres sein.

Heike Werner