Phil Grolla

Was für eine Erleichterung! Die Nominierung für die Paralympics in Paris ist für Phil Grolla die wahrscheinlich größte Belohnung für seinen Ehrgeiz und sein Durchhaltevermögen. Denn hinter dem 23-jährigen Para Leichtathleten vom VfL Wolfsburg/Team BEB liegt ein schwieriges Jahr. Bereits im Sommer 2023 war der Sprinter in herausragender Verfassung, lief bei den Weltmeisterschaften sehr nah an seine 100 Meter-Bestzeit heran. Zu den 10,88 Sekunden fehlten lediglich fünf Hundertstel Sekunden. Doch dann der große Schreck: Im Training zog er sich einen massiven Knorpelschaden im Knie zu. Es folgten drei Operationen und die mühevolle Suche nach einer geeigneten Rehabilitationsmaßnahme. „Ich war zwischendurch echt verzweifelt, weil es überhaupt nicht voranging“, sagt er rückblickend. Doch dank der Akademie der Fußball-Profiabteilung seines Vereins fand sich endlich die Möglichkeit, eine geeignete Reha zu beginnen. „Ich bin überglücklich und unglaublich dankbar für diese Unterstützung, und dass sich der VfL bereiterklärt hat, mit mir zusammen gewissermaßen den Weg nach Paris zu gehen“, sagt Phil. Nach dem Trainingslager in Südafrika im März ging es dann plötzlich auch mit den Leistungen wieder steil bergauf. „Ich habe lange nicht daran geglaubt, dass es mit Paris doch noch klappt, weil ich auch nur wenige Wettkämpfe bestreiten konnte“, sagt der Sprinter, dem von Geburt an der linke Unterarm fehlt. Unterm Strich blickt er inzwischen aber auf die wohl beste Saison, die er in seiner Sportkarriere jemals hatte.
Von Beginn an war klar, dass die Qualifikation und Nominierung für den Wolfsburger keine leichte Angelegenheit wird. Dabei hatte er eher mit sportlichen Herausforderungen gerechnet. Dass es nun – auch nach der Enttäuschung über die Nicht-Nominierung für Tokio 2021 – trotz einer Verletzung tatsächlich geklappt hat, lässt die Motivation, bei den Spielen seine bestmögliche Leistung abzurufen, nur noch größer werden. „Das Schönste ist, dass jetzt ganz viel Druck abfällt und ich in Paris vollkommen befreit an den Start gehen kann. Alles, was jetzt kommt, ist ein Bonus.“

Heike Werner